Frühling – Szene 5

Mit nur einer Kette war das Land Raider praktisch unbeweglich. Inzwischen standen alle verbliebenen 9 Marines auf dem Dach. Keiner von ihnen wollte im Innern des Panzers auf den Tod warten. Marcus war als letzter herausgeklettert. Und dennoch sah er als erster, was ihrem Fahrzeug die Kette gekostet hatte. Ein Tyranidenkrieger erhob sich in etwa 200 Meter Entfernung auch der Masse der Symbioten. Marcus hatte die Anwesenheit einer Synapsenkreatur die ganze Zeit befürchtet. Eine Rotte alleine ohne die Steuerung des Schwarmbewußtseins, hätte sie niemals so schnell überwinden können.

“Jul, dort!” rief Marcus uns Kom und zeigte auf den Tyranidenkrieger. Jul wußte aus früheren Gefechten und nicht zuletzt aus den Vorlesungen von Marcus, dass das Töten der Synapsenkreaturen eines Schwarms stets erste Priorität genoss. Mit dem gesamten Trupp den Land Raider zu verlassen war Selbstmord. Juls Entscheidung stand sofort fest. “Ich brauche einen alten Wolf und einen jungen Wolf.” sagte er gelassen ins Vox, als würde er nicht, zwei Brüder auf eine Himmelfahrtsmission schicken.

William und James meldeten sich noch bevor zwei andere aus dem Trupp sich zu Wort melden konnten. Sie wussten dass ihre Verletzung ernst aber nicht tödlich waren. Wenn sie Pech hatten würde das ihr letzten Kampfeinsatz gewesen sein und sie für die für den Rest ihrer Tage Rekruten ausbilden oder an Kartentischen stehen. “Also gut.” sagte Jul. “Wir versuchen euch einen Korridor zum Tyranidenkrieger frei zu boxen. Danach ist es dann an euch. Ich wisst, was ihr zu tun habt.”

Der Tyranidenkrieger war zu weit entfernt für reguläres Bolterfeuer. Der Land Raider richtet beide schweren Bolter parallel auf den Tyranidenkrieger aus, um eine Gasse aus Geschossen für die beiden Wölfe zu bilden. Das war ausgesprochen gefährlich, denn stolperten sie oder taten sie einen falschen Tritt, wären sie selber in den Strom aus hochexplosiven Granaten gelangt und augenblicklich zerfetzt worden. Jul und die anderen Marines auf dem Dach warfen Frag Granaten in unterschiedlicher Entfernung vom Panzer in Richtung des Tyranidenkriegers und als sie explodierten, teilte sich die Masse der Monster vor ihnen.

William und James sprangen vom Dach des Land Raiders und hatten schnell sie ein Viertel, dann die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Zunächst lief William voran, den James war mit der provisorischen Fußprothese, die Marcus ihm auf die schnelle verpasst hatte, etwas langsamer. Als sie auf Dreiviertel des Weges zum Tyranidenkrieger langsam aber sicher auf Widerstand stießen, holte James auf und Seite an Seite preschten Sie durch die Masse der Genestealer. Ihre Brüder konnten ihnen zum Glück den Rücken freihalten.

William lief auf der linken Seite und die Energieklaue seiner linken Hand strich durch die Masse der Monster die von der Seite auf ihn einströmten. In seiner rechten Hand bockte der Bolter bei jedem gezielten Schuß der die Wand aus Körpern vor ihm wieder einen Meter weiter öffnete. James auf der rechten Seite schwang seine Energieaxt und hackte ihnen mit roher Gewalt den Weg frei. Ihre rasendes Brüllen schepperte in den Kom-Lautsprechern in den Helmen ihrer Bürder und versetzte diese ebenfalls in einen Kampfrausch.

Die beiden Wölfe versuchten, nach Möglichkeit keine Geschwindigkeit zu verlieren. Nicht nur mussten sie den Tyranidenkrieger schnell ausschalten. Würden sie stehen bleiben, wären sie schnell umzingelt und verloren. Als sie merklich langsamer wurden, warfen sie, ohne dass eine vorherige Absprache nötig gewesen wäre, ihre übrigen Handgranaten nacheinander in die wimmelnde Masse der Leiber vor ihnen. Im Sekundentakt explodierten die Granaten und sprengten Karater in den Steppenboden und riesige Löcher in den Tyraniden Schwarm. Am Ende der frisch gesprengten Gasse aus Kratern, durch einen Schleier aus Blut und herabfallenden Körperteilen der Tyraniden sahen sie ihr Ziel stehen … und es starrte sie an.

Noch bevor der Schwarm aus Symbionten die Gasse wieder füllen konnte, hatten die beiden Spirit Bears die Distanz zum Tyranidenkrieger und unter unablässigem Feuer aus ihrem Bolter überwunden und gingen fließend in den Nahkampf über. Die mächtige Xenos-Kreatur hatte den Beschuss bisher scheinbar unbeschadet und ausgesprochen unzufrieden überstanden und griff ihrerseits mit ein Wildheit an, die die Space Marines erschreckt hätten, wenn die denn Angst kennen würden.

Marcus sah aus der Ferne, wie William von dem Tyraniden Krieger getroffen und mehrere Meter durch die Luft geworfen wurde, eher er in einem Krater landete. Noch ehe der Space Marine aufstehen konnte waren zwei Genestealer über ihm. Und das zornige Brüllen seiner Brüder drang durch den Kom, denn alle Augen waren auf den Kampf in der Ferne gerichtet. So kam es, dass Marcus als erster eine Veränderung der Situation um den Land Raider herum wahrnahm und sich in Bruchteilen von Sekunden umgedreht hatte.

Hinter ihnen schoss knapp über dem Boden ein Thunderhawk Transporter auf sie zu und mähe mit seinen vorderen Kanonen breite Furchen durch den Tyraniden-Schwarm. “Alle in den Land Raider!” befahl Jul auch bereits, der die nahende Rettung kurz nach Marcus ebenfalls entdeckt hatte. “Wir müssen den den Käfig mit dem Liktor in den Panzer schaffen,” sagte Marcus, ” denn er muss unbedingt lebendig an Bord der Weisheit gebracht werden.” Jul, der wenig Freude bei der Vorstellung empfand, den ohnehin schon wenigen Raum im Innern des Panzers auch noch mit so einer verfluchten Kreatur zu teilen, wußte, dass es wenig Sinn hatte, Marcus in der Hinsicht zu widersprechen.

Jul stieg als letzter in den Land Raider. Bis zu Schluß hatte er versucht, William und James bei ihrem Kampf zu unterstützen, hatte sie schließlich aber nicht mehr sehen können. Im Kom war noch Williams Brüllen zu hören, als der Thunderhawk mit seinen metallenen Krallen den Panzer in die dafür vorgesehene Ladebucht hob. Gleichzeitg hallte das wilde Hämmern von Tyranidenklauen auf der Außenseite der dicken Panzerung. Spätestens wenn sie die Atmosphäre verlassen hatten, würden diese Mistviecher Ruhe geben. Das war aber nicht Juls größte Sorgen. Da draußen waren noch zwei Bären und er würde sie nicht zu einfach zurücklassen.

“Halten Sie auf den Tyranidenkrieger zu, 200 Meter voraus,” bellte er dem Piloten zu, “und halten Sie den Thunderhawk direkt darüber in der Luft.” Die andere Wölfe wußten sofort, was sie zu tun hatten. Die Heckklappe schwang auf und etwa 10 Meter unter ihnen glitt der Schwarm und das Schlachtfeld her. Jul füllte mit seinem mächtigen Sturmbolter und seiner massigen Status fast die gesamte Luke aus. Hinter im stand jetzt Marcus. Sollte James gefallen sein, war es Marcus Pflicht, zu versuchen, seine Gensaat zu retten. Jetzt kam der Tyranidenkrieger in ihr Blickfeld. William befand sich immer noch im Kampf mit dem Monster. Von seinem rechten Schulterpanzer war nichts mehr übrig und er blutet stark. Trotzdem führte er in der rechten Hand James’ Energie-Axt und eine der Klingen seiner Energienklaue war abgebrochen. William kämpft im Rausch, aber Marcus konnte sehen, dass er nicht mehr lange durchhalten würde, als Jul auch schon aus der Luke sprang.

Noch im Fall feuerte sein Bolter unablässig auf die gewaltige Kreatur und die Geschosse trafen mit tödlicher Präzision ihr Ziel. Von dem schweren Feuer und den schrecklichen Verwundungen abgelenkt, richtete der Tyranidenkrieger sein sein Aufmerksamkeit auf den Thunderhawk über ihn und auf den fallenden Sergeant. Dies war der letzte Fehler in seinem Leben. William nutzt die Gelegenheit und sprang dem Tyraniden entgegen und trieb seine Energieklaue in den jetzt nur schwach geschützten Hals den Ungeheuers und er setzte mit der Axt nach trieb sie tief in offene Wunde, wo sie knistern stecken blieb.

Der Tyranidenkrieger war praktisch schon tot führte seine letzte Bewegung aber noch mit entsetzlicher Sturrheit aus und fischte den fallenden Jul mit einer seiner gewaltigen Klauen aus der Luft. Marcus beobachtet die letzten Momente Szene aus der offenen Heckluke. Er versucht von hier oben aus James ausfindig zu machen und in der Tat gab es einen Fleck im Schwarm nur wenige Meter von William entfernt, an dem die Genestealer etwas am Boden behakten. “Gebt mit Feuerschutz und last die Seile runter!” rief er seinen Brüdern im Innern des Panzers zu als er Mitten in den Schwarm sprang, dorthin, wo er James vermutete.

Er landete breitbeinig auf den Rücken von zwei Genestealern, die unter dem Gewicht des fallenden Space Marines mit lautem Krachen brachen. In weitem Bogen führte er sein langes Energieschwert durch die Genestealer um ihn herum. Mit dem Knistern energetischen Entladungen durchtrennte er mühelos die Körper der überraschten Xenos-Kreaturen und mit Faszination des Biologen lies er seinen Blick über die Innereien, die sich offenbarten gleiten. Marcus hatte sich so ein paar Meter Luft verschafft und unter den Kadaver der Tyraniden sah er Teile der cremefarbenen Servos-Rüstung eines Spirit Bears.

Ohne die Augen von seinen Feinden zu lassen griff er nach dem bewegungslosen Bruder und fand guten Halt an Nacken der Rüstung. Er zog den leblosen Körper unter dem Berg hervor, nur um festzustellen, dass er von Feinden umzingelt war. Mit einem weiteren weit ausholenden Hieb verschaffte er sich wieder Spielraum, aber so würde er nicht von hier weg kommen. Gerade wollte er den Reduktor fertig machen, um dem toten Bruder zu seinen Füßen die Gensaat zu entnehmen, als hinter ihm die Reihen der Genestealer aufbrachen und William und Jul in blutverschmierten und Rüstungen vor im standen. “Lass uns von hier verschwinden, Bruder Apothecarius.”

Gemeinsam und mit Hilfe des Feuerschutzes ihrer Brüder in der Heckluke des Land Raiders zogen sie die vier Space Marines direkt unter den Thunderhawk zurück. Sie wurden nur noch vereinzelt angegriffen und ohne die Kontrolle der Synapsenkreatur verfiel der Schwarm in Unordnung. Zuerst hakten sie den leblosen James in den Haken der Seilwinde ein und wenigerAugenblick später wurden auch William, Jul und Marcus in den Panzer gezogen, während der Thunderhawk schon beschleunigte.

Wie Marcus schnell herausfand, war James nicht tot. Er hatte erstaunlich viel Blut verloren und sein genetisch-manipulierter Körper hatte eine Notabschaltung vorgenommen. James würde ein neues Bein brauchen, aber ansonsten war er erstaunlich unverletzt. Wenn er sich an seine mechanische Prothese gewöhnt hatte, würde er vermutlich sogar wieder einsatzfähig sein.

Schlimmer hatte es William und Sergeant Jul erwischt. Beide hatten fast faustgroße Löcher in ihren Körpern. William in der Brust und Jul im Bauch. Etliche innere Organe waren verletzt und Stephen versetzte sie auf der Stelle in ein künstliches Koma. Der Körper eines Astartes konnte weit mehr als das ertragen, aber sie würden eine Weile für ihre Genesung brauchen und ob sie wieder in einem aktiven Trupp eingesetzt würden war nicht klar. Ihr Schicksal würde sich an Bord der Weisheit entscheiden.

Als Marcus alles für seine Brüder getan hatte, was in seiner Macht stand, setzte er sich auf den leeren Platz neben dem Transportkäfig in dem der Liktor betäubt lag. Marcus glitt mit dem Panzerhandschuh über den Käfig. “Tja, mein Lieber, ich hoffe, Du warst der Mühe wert.” flüsterte er der Xenos-Kreatur zu. Seine Mitbrüder im Innern des ramponierten Land Raiders störten sich schon lange nicht mehr als Marcus merkwürdigen Verhalten. Sie hatten längst wieder zu jener Gelassenheit zurückgefunden, die so charakteristisch war für die Space Wolves.


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